„Als ich mich zur biografischen Arbeit entschloss, wusste ich nicht, in was für spannende Bereiche meines Bewusstseins ich dadurch vordringen würde. Meine ursprüngliche Intention war es gewesen, meine Gedanken zu sortieren und Schweres loszulassen. Davon abgesehen wollte ich relevante Zusammenhänge noch besser verstehen und die Früchte dieses Verstehens auch an meine Kinder weitergeben. Doch dass die Beschäftigung mit meiner Lebensgeschichte so viel mehr sein würde als das, nämlich eine Art von Initiation, damit hatte ich nicht gerechnet.
Mein Lebensbild zusammenzusetzen erschien mir wie die archäologische Arbeit an einem Mosaik. Es kostete mich einiges an Kraft, immer weiterzumachen, denn der Anblick des dabei entstehenden Bildes war nicht nur angenehm. Während dieses Prozesses durchlebte ich die dunklen Phasen meines Lebens noch einmal und fühlte dabei den Schmerz und die Hilflosigkeit wieder, die ich als Kind empfunden hatte. Erinnerungen stellten sich ein, die mir vor langer Zeit schon in das diffuse Reich des Unbewussten entglitten gewesen waren.
Jedoch erlebte ich dabei auch sehr beglückende Momente. Vor allem dann, wenn mir bewusst wurde, wie viel Unterstützung in Form von bedingungsloser Liebe, guter Begleitung und wertvollen Informationen ich auf meinem Weg erhalten habe. Ohne diese Hilfen hätte ich die Herausforderungen, vor die das Leben mich stellte, wahrscheinlich nicht in der Weise meistern können, wie ich es tat. Letztendlich klärte sich durch die biografische Arbeit mein Selbstbild und ich fand die Antwort auf so manche Lebensfrage. Langsam, aber sicher kam ich innerlich zur Ruhe.
Dieser Weg ist mein persönlicher Weg – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Etwas, das ich auf diesem Weg gelernt habe, ist, mich nicht mit anderen Menschen zu vergleichen oder mein Verhalten an ihrem zu messen. Ich habe sicherlich auch Fehler gemacht. Doch gerade durch das Aufschreiben meiner Geschichte erkannte ich, dass ich immer mein Bestes gegeben habe. Lag es mir doch stets am Herzen, die in meinem Leben wirkenden Dynamiken zu verstehen und durch dieses Verständnis unsichtbare Barrieren aufzulösen. Barrieren, die die Liebe in unserer Familie daran hinderten, frei zu fließen.
Und so erzähle ich in diesem Buch davon, wie sich ein Kreis schließt. Denn nach einer schwierigen Kindheit und Jugend habe ich schließlich doch noch den Weg zu mir selbst und in der Beziehung zu meinen Eltern Frieden gefunden. Etwas, das mir lange Zeit unmöglich erschienen war.“